Unser langersehnte Traum ist endlich in Erfüllung gegangen – zwei kleine grüne Monsterchen haben unsere Wohnung in Beschlag genommen.
Bei der Ankunft der Beiden hatten wir mindestens so viel Angst wie sie. Fragen über Fragen plagten uns: Werden sie sich schnell eingewöhnen?; Werden sie uns mögen?; Werden wir auch nichts falsch machen? usw. Wir hatten so viel über die Haltung von Papageien gelesen, daß wir uns sehr gut vorbereitet fühlten. Doch kann man sich für einen solchen Moment wirklich vorbereiten? Das ganze Leben verändert sich, denn nun ist man nicht mehr nur für sich selbst, sondern auch für zwei weitere Lebewesen verantwortlich, die auf einen angewiesen sind. Leider merkten wir schnell, daß wir – wenn man das so sagen kann – überinformiert waren. Was hatten wir nicht alles in der Literatur und in verschiedenen Foren gelesen: von Fällen, bei denen Papageien an Aspergillose litten; von Vögeln, die auf jede kleinste Veränderung panisch und gar mit Federrupfen reagieren; von der angeblich absoluten Notwendigkeit alles keimfrei zu halten usw. Es schien als seien Papageien aus Zucker und es machte uns schon Sorgen lauter als im Flüsterton zu sprechen. Wir konnten die ersten zwei Nächte gar nicht schlafen, weil wir so Angst um die beiden hatten. Mit der Zeit ist unsere Angst jedoch verflogen. Uns ist klar geworden, daß wir jeden Tag unser Bestes geben werden und daß es eben darauf ankommt. Bestätigt sehen wir uns dabei von Ojo & Finchen. Ihr Verhalten zeigt uns, daß wir die Auszeichnung 5-Sterne-Hotel verdienen und nicht die des besten „Krankenhauses“.
Doch nun mehr zu unserer ersten gemeinsamen Zeit.
Was bisher geschah…
Am 8.4.06 gegen 19:00 Uhr war es soweit, Ojo & Finchen bezogen ihr neues Zuhause. Aufgeregt und neugierig mit eng anliegendem Gefieder und ein wenig ängstlich schauten sie durch das Gitter ihrer Transportbox. Kaum in ihrer Voliere angekommen, wurde gleich ein Lieblingsplatz ausgewählt, den sie an diesem Abend nur kurz zum Fressen verließen. Nach ca. einer Stunde konnten wir unsere Neugier nicht im Zaum halten. Wir wollten unbedingt kurz nachschauen, ob alles in Ordnung war. Wir waren erstaunt: sie saßen aneinandergekuschelt, etwas aufgeplustert mit angezogenem Bein auf ihrem Ast und knirschten mit dem Schnabel. Sie fühlten sich offensichtlich wohl. Wir verließen also das Zimmer wieder und horchten als die Bird-Lamp ausging. Das gefiel ihnen wohl nicht. Sie kletterten in die Ecke der Voliere und verharrten dort, bis wir das Licht wieder anmachten. Sofort beruhigten sie sich und wir ließen für diese Nacht das Licht an.
Am nächsten Morgen schien alles okay zu sein. Sie freuten sich über die Stückchen Apfel und Banane und zeigten uns schon bald ihre Vorlieben und ihre individuellen Verhaltensweisen. Ojo ist z.B. meist der erste am Napf. Doch schon einige Sekunden später klettert auch Finchen in einem Mordstempo zum Napf, denn Ojo könnte ihr ja die Besten Stücke wegschnappen. Wenn Finchen sich dann etwas ergattert oder sogar schwer erarbeitet, währt die Freude nicht lange, denn schon ist Ojo zur Stelle um es ihr aus dem Schnabel zu klauen. Und wenn zwei sich streiten, freut sich ja bekanntlich der dritte, nämlich der Fußboden, auf dem in kürzester Zeit das Objekt der Begierde landet.
Von Stunde zu Stunde und Tag zu Tag tauten die beiden immer weiter auf. Ojo fing schon bald an uns mit einem „Hallo“ zu begrüßen; beide nahmen schon in den ersten Tagen Leckerlies aus der Hand; Ojo gab uns Pfötchen; sie pfiffen nach uns, wenn der Augenblick gekommen war all unsere Aufmerksamkeit ihnen zu widmen; uns beiden Federlosen wurde natürlich immer hinterhergeklettert um zu schauen, was die da machen; Ojo fing an um Finchen zu balzen, was sie völlig kalt läßt; das Spielzeug wurde eingehend überprüft und für Zerstörungswürdig erachtet; mit der Blumenspritze wurde auch schon genüßich geduscht. Nun versteh ich auch eine Redensart aus meinem Heimatland Kolumbien, die da lautet: „Er spricht wie ein nasser Papagei.“, denn als sie vollkommen durchnäßt waren und sich zum trocknen auf ihren Lieblingsplatz setzten fingen sie an vor sich hinzuquatschen. Es war einfach herzzereißend.
Nun arbeiteten wir auf den ersten Freiflug hin. Am Samstag schufteten wir 12 Stunden am Stück, denn wir wollten sie schon Sonntag auf unsere Möbel loslassen und das Zimmer mußte noch Vogelsicher gemacht werden. Wir haben gebohrt, gehämmert, geschraubt und gesaugt und uns Sorgen gemacht, daß ihnen das Ganze zuviel ausmachen könnte. Von Streß jedoch keine Spur. Es wurde gedöst, gespielt, gefressen eben dasselbe wie an den anderen Tagen auch gemacht. Sie waren entspannt wie immer. Nur Finchen wollte unbedingt den Akkuschrauber übertönen. Alles in Allem war es ein absolut erfolgreicher Tag und wir freuten uns schon mächtig auf den folgenden Tag.
Am Sonntag war es dann soweit. Wir öffneten einfach die Volierentür, setzten uns auf unsere Stühle und warteten ab. Es dauerte nur wenige Minuten bis Ojo rausgeflogen kam und auf dem Volierendach landete. Schon kurz darauf traute sich auch Finchen raus. Auf dem Dach der Voliere spielten sie ein wenig Fußball und zerstörten ein paar Äste und Papprollen. Nach ca. einer Stunde beschlossen wir die beiden wieder zurück in die Voliere zu setzen. Sie sollten die Eindrücke erstmal sacken lassen. Da sie nicht auf die Hand kommen wollten – wahrscheinlich ahnten sie schon, daß sie rein sollten – mußte ein Trick her. Ojo wird immer ganz verrückt, wenn man anfängt zu pfeiffen oder zu singen und kommt dann sofort auf die Schulter. Gesagt getan, Ojo war in der Voliere und Finchen folgt ihm überall hin. Wir freuten uns schon auf den kommenden Freiflug.
Am Ostermontag also öffneten wir wieder die Volierentür und beide flogen sogleich raus. Wieder erstaunten sie uns, für das Dach der Voliere hatten sie nun kaum noch Interesse. Alles wurde inspiziert – der Kletterbaum, die Schaukeln, meine Brille, Reißverschlüsse usw. Das erstaunlichste war jedoch, daß sie nun auch gleich auf unsere Schulter flogen. Nun, von Ojo hatten wir eigentlich nichts anderes erwartet aber bei Finchen dachten wir, daß könnte etwas länger dauern aber da wurden wir eines besseren belehrt. Wenn beide bis zu diesem Zeitpunkt noch irgendwelche Zweifel hatten, dann waren diese wohl endgültig verflogen und damit waren nun auch unsere Sorgen endgültig vergessen. Uns wurde bewußt, daß Ojo und Finchen eine Lücke in unserem Leben geschlossen hatten und das wir uns schon nach so kurzer Zeit kein Leben mehr ohne sie vorstellen konnten.
Die Ereignisse der letzten Tage haben alle unsere Vorstellungen und Hoffnungen weit übertroffen. Nun blicken wir voller Freude in unser künftiges Leben zu viert.
Wir danken euch wirklich von ganzem Herzen für die Zusammenführung, die Mühe und die Tipps und wünschen Euch und all euren Schützlingen nur das Beste!
Liebe Grüße von uns Vieren.
Finchen, Ojo, Natalie, Danny
Wir sind es schon wieder: Ojo & Finchen
Nachdem wir nun fast 1 Jahr und 3 Monate bei unseren neuen Federlosen wohnen dachten wir, wir könnten uns mal wieder melden. Es ist wirklich erstaunlich, was die zwei sich immer wieder einfallen lassen. Vor allem in den letzten Monaten gab es ganz große Veränderungen, von denen wir euch jetzt mal berichten wollen und natürlich gibt es auch ein paar neue Fotos.
Also letztes Mal hatten wir ja schon geschrieben, wie schön wir uns eingelebt haben. Nun ist es so, dass wir das Sagen haben. Nach einiger Zeit durften wir nämlich aus unserem Zimmer, den Rest der Wohnung erkunden. Ersteinmal das Arbeitszimmer, da hangen vielleicht viele Sachen an der Decke, wir wussten gar nicht, wo wir zuerst drauf sollten. Und dann dieses Regal, zwei Etagen gehören schon uns und die anderen werden wir sicher auch noch einzunehmen wissen.
Nachdem wir uns auch im Arbeitszimmer eingelebt hatten, durften wir dann rauf ins Schlafzimmer. Leider werden wir aber nie hochgetragen, wir müssen den Federlosen immer hinterherfliegen.
Nun ist das Schlafzimmer – natürlich nach unserem eigenen Zimmer – unser Lieblingszimmer. Mittlerweile fliegen wir auch ohne die Federlosen hoch und machen unseren Schabernack. Das ist so lustig, wenn die Zwei immer extra hochkommen müssen um zu schauen was wir für Blödsinn machen. Vor allem wenn wir auf dem Bett rumalbern finden die das nicht so lustig aber da ist es doch so schön weich und kuschelig, eigentlich müsste das Ding in unserem Zimmer stehen aber das werden wir wohl nicht durchsetzen können.
Dann gibt es noch das Wohnzimmer. Da dürfen wir nicht hin aber natürlich haben wir uns dennoch mal dort blicken lassen. Ist aber langweilig dort und einen Raum können wir den Federlosen ja zur freien Verfügung lassen, wenn sie schon die Miete bezahlen.
Tja, was gibt es noch spannendes zu berichten. Ach ja, wir waren zum ersten Mal mit unseren Neuen Federlosen beim Tierarzt. Das war vielleicht schrecklich aber es musste wohl sein. Die sind zu genau demselben gefahren, zu dem auch unsere Ehemaligen Federlosen uns gebracht haben und der hat unseren Neuen erzählt, dass wir an einer ganz schlimmen Aspergillose und einer Niereninfektion gelitten haben. Tja, da hieß es dann wieder Röntgen, mal schauen ob sich was gebessert hat seit dem letzten Mal. Und tatsächlich, wir haben beide nur noch eine leichte Aspergillose, die mit der neuen Außenvoliere und kleinen Medikamentenkügelchen in lecker kleinen Käsekügelchen verpackt sicher auch bald weg ist und die Niereninfektion war ja eh pasé auch wenn dies immer in Beobachtung bleiben muß. Also wenn der Arzt uns immer Medikamente in Käsekügelchen verschreibt, dann können wir öfter hin.
Nach den schrecklichen Ereignissen an dem Tag mussten wir uns aber richtig ausruhen und das Geschehene verarbeiten.
Nun aber zu den großen Veränderungen in unserem Leben…
Zum einen ist da unsere nigelnagelneue Außenvoliere. Ganz lange Zeit haben die Vorbereitungen gedauert und nun steht sie seit wenigen Wochen. Natürlich selbst zusammengebaut und das mit Edelstahldraht damit uns auch wirklich nichts passieren kann. Als wir das erste Mal da rein sollten waren wir entsetzt und auch bis heute haben wir uns noch nicht ganz an das große Ding gewöhnt. Aber da gibt es immer so leckere Knabberäste mit Ahornnasen u.ä. also konnten wir dann doch nicht widerstehen.
Das ist ein Foto von den ersten Tagen, unsere Federlosen müssen da noch etwas grün reinbringen. Wir müssen uns doch auch mal irgendwo verstecken können.
Obwohl grüner als wir geht ja gar nicht :-)
Nun sitzen wir draußen und denken über die Welt nach, vor allem über die vielen Vögel die hier immer vorbeikommen. Wie man ja sieht sind wir die größten Skeptiker.
Dann ist da noch die Zweite große Veränderung, die erst ein paar Tage alt ist. Die Voliere in unserem Zimmer ist rausgeflogen und nun können wir das ganze Zimmer nutzen wie wir wollen und das den ganzen Tag. Klar, am ersten Tag wollten wir nicht alleine in dem Raum bleiben und bis jetzt haben wir uns noch nicht ganz einigen können wo wir schlafen sollen aber die kleine Ehekrise wird uns keinen Abbruch tun.
Hier ist also unser neues Zimmer.
Sind das nicht tolle Höhlenmalereien? Wir mussten 5 Tage in das Schlafzimmer der Federlosen ziehen und die mussten im Wohnzimmer schlafen, die wollten halt nicht, dass wir die Dämpfe der frisch gestrichenen Farbe einatmen. Sogar die Tapete haben die abgerissen, wahrscheinlich wussten sie schon, dass wir das eigentlich übernehmen wollten.
Und das ist unsere neue Futterstelle. So sieht die schon nach einem Tag aus, wir sind halt richtige Schweine, wenn wir unseren Papageieneintopf essen. Nun müssen wir zum Futter auch immer fliegen, da ist nichts mehr mit hinklettern. Wir waren unseren Federlosen wohl zu faul :-)
Nun, wie ihr seht haben wir die Hosen an in diesem Haus. Bestellt unseren Kumpels die bei euch sind einen schönen Gruß, wir hoffen ihr findet auch so unterwürfige Federlose für sie alle.
Liebe Grüße von uns Vieren.
Finchen, Ojo, Natalie, Danny